Wilhelm Lohrer – Zeichner, Maler, Graveur, Plastiker

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"Herzlich Willkommen zur Eröffnung
der Ausstellung von Wilhelm Lohrer!

Lieber Herr Lohrer, mit dieser Ausstellung sind Sie ganz in Baden-Baden angekommen!

Vor genau zwei Jahren kamen Sie aus Bonn hierher und fanden Anschluss an Network 88, einen Künstlerbund, der regelmäßig in diesem Hause ausstellt. Vor geraumer Zeit waren erste realistische Zeichnungen von Ihnen in der Gemeinschaftsausstellung in diesen Räumen schon zu sehen.

Großer Lugstein / Erzgebirge, 1993 Zum anderen nahmen Sie Kontakt zur Bürgerstiftung Baden-Baden auf und werden im Anschluss an diese Ausstellung mit einer Kindergruppe der Kinderkunstwerkstatt im Rahmen des Skulpturensommers Ideen der Kinder in Styropor umsetzen. Für dieses ehrenamtliche Engagement möchte ich Ihnen besonders herzlich danken.

Vogelbaum (japanisches Holzspielzeug), 1989 Als Sie in der Kinderkunstwerkstatt in der Stephanienstr. 4 waren und wir über unsere Arbeiten mit Kindern sprachen, war sofort Ihre Liebe zu Kindern zu spüren. Sie nehmen sie ernst wie Sie sich selbst ernst nehmen, gerade weil Sie sich seit Jahren intensiv mit Spielzeug künstlerisch auseinandergesetzt haben. So ist es für mich als 1. Vorsitzende der Bürgerstiftung Baden-Baden eine große Ehre, jetzt in Ihr Werk einzuführen.

Kupferstich, Pharisäer und Zöllner, 1952 Wilhelm Lohrers künstlerische Entwicklung lässt sich kurz als der Weg des Kunsthandwerkers zum Künstler beschreiben. Er wurde als Graveur bestens ausgebildet und nach einigen Stationen war er viele Jahre im Bundesverkehrsministerium als Grafiker beschäftigt. Seit 1998 ist er freischaffender Maler, Grafiker und Plastiker.

Feuerblume, 1987 Diese Gesamtschau erlaubt einen umfassenden Blick auf das vielfältige Oeuvre: 36 Bildwerke, 7 Holzobjekte und 4 Holzreliefs können Sie heute hier bewundern. Ein wichtiges Werk ist die Feuerblume, die auch für die Einladungskarte gewählt wurde. Sie steht als abstraktes Sinnbild für seine Vielseitigkeit. Es gibt einen Mittelpunkt, aus dem heraus es nach allen Seiten nur so sprüht.

Puzzle-Sequenz (Bild 4), 2000 Der Titel dieser Ausstellung "Künstlerisches Gestalten im Zeitalter der Postmoderne" sagt viel über die Intentionen Wilhelm Lohrers aus. Er sieht in der Moderne die 100-jährige Entwicklung einer neuen Sprache, die zu einer innovativen Grundlage für die mannigfaltigen Individualstile und Formtendenzen wurde. Der Begriff Postmoderne ist ein internationaler Sammelbegriff für zeitgenössische Tendenzen ab 1978. Typisch ist der Mut zu verblüffenden Bilderfindungen durch Zitate und der spontane Umgang mit Farben und Formen. In diese Zeit fällt auch die Entwicklung Lohrers zu eigenständigen Werken. Die Moderne ist also ganz und gar nicht tot.

Gemeinsam mit Ihnen möchte ich den Versuch unternehmen, dem Künstler und dem Geheimnis seiner Werke auf die Spur zu kommen. Die Auseinandersetzung mit der Moderne beginnt wie gesagt für Wilhelm Lohrer zu Anfang der achtziger Jahre, also als er 45 Jahre alt war.

Vogelquartett, 1999 Als erstes fällt Ihnen bestimmt der Einfluss des Bauhauses auf. Besonders in den Holzobjekten ist die konsequente Formen- und Farbenreduktion und der Wille zur Vereinfachung zu spüren. Die Einfachheit der Form bedingt allerdings keine Einfachheit des künstlerischen Erlebnisses. Abstraktion ist ornamentale Gestaltung, die Wilhelm Lohrer durch seinen Beruf als Graveur erlernte und ständig verfeinerte.

Sehr schön lässt sich an den Holzobjekten die künstlerische Entwicklung Wilhelm Lohrers ablesen. Seit der 70er Jahre beginnt durch seine eigenen Kinder und später durch die Enkel ein Interesse an Kinderzeichnungen, Kinderbüchern sowie Spielzeug aus allen Ländern. Auf den Bonner Flohmärkten wurde er fündig und konnte Spielzeug aus allen Ländern sammeln.

Elefant, 1999 Er malte und fertigte nach vorhandenen Modellen Holzplastiken. Die Grundfarben rot, blau und gelb verwendet er in den ersten Jahren. Seit 1997 findet er zu eigenen Formen und Farben, die sein "Spielzeug" zum Kunstobjekt werden lassen. Die Podeste werden in die Gestaltung als ein Element einbezogen.

Spuren, 2000 Auch in der Malerei lässt sich eine spannende Entwicklung verfolgen. Zunächst zeichnet und malte er gegenständlich, zunehmend werden spontane Zeichnungen akribisch ausgearbeitet und abstrakt. An diese Stelle möchte ich erwähnen, dass Wilhelm Lohrer sich ständig weiterbildet und andere Künstler um Rat fragt.

Mikado, 2000 Seit 2000 widmet sich Wilhelm Lohrer sehr intensiv der Acrylmalerei. An den verschiedensten Motiven erkennen Sie seine Handschrift, die von der streng grafischen Komponente geprägt ist. Alle Motive sind flächenhaft ohne jegliche Farbübergänge in leuchtenden Farben gemalt. Das Bild ist nicht Abbild, die Figuration ist auseinandergerissen und neu zusammengesetzt worden. Dabei ist in allen Werken eine innere Ordnung zu spüren, die Wilhelm Lohrer sehr wichtig ist.

So wie in der Pop Art verwendet auch er Farbwerte der Werbegrafik. Emotionale Motive werden sachlich-kühl, ja distanziert dargestellt. Charakteristisch ist bei Wilhelm Lohrer wie in der Postmoderne die Verwendung unterschiedlicher Stile innerhalb eines einzigen Oeuvres.

Stadtbild, 1982 Zu der Vielseitigkeit des Künstlers zählt auch die Auseinandersetzung mit der gelebten Realität, die sich in zeitkritischen Arbeiten wie Schilderwald und Blechlawine widerspiegelt. Oder aber das Stadtbild aus Sperrholz - hier wurde im Sinne von Ursus Wehrli Kunst "aufgeräumt" und eine neue Wirkung erzielt. In diesem Sinne sind alle Werke Wilhelm Lohrers ein Beispiel für Ordnung, Harmonie und geben in der hektischen Welt innere Ruhe und Halt.

Lieber Herr Lohrer, durch Ihre Werke haben wir Sie ein wenig kennen gelernt und wir sind gespannt, wie Ihre Entwicklung weiter geht. Durch meine eigene Arbeit mit Kindern als Leiterin der Kinderkunstwerkstatt kann ich Ihnen allen nur empfehlen: Schauen Sie wie die Kinder mit dem Herzen. Freuen Sie sich an den Farben und Formen und lassen Sie die ästhetische Wirkung in sich nachklingen."

Dipl.-Kulturwissenschaftlerin Margret Runge,
1. Vorsitzende der Bürgerstiftung Baden-Baden


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